Der Wald als Schwerpunkt
Der Wald bietet ein natürliches Bewegungsumfeld, in dem die vielfältigsten Bewegungsmöglichkeiten und Sinneserfahrungen gemacht werden können. Die Umgebung mit ihren natürlichen Reizen wirkt ausgleichend und beruhigend im Gegensatz zur großen Reizfülle der heutigen Zeit. Sinnliche Wahrnehmung wird im Wald ganzheitlich ausgebildet. Das Kind erschließt sich seine Umwelt mit allen Sinnen: Geruch der Blätter, Erde und Blüten, Wachstum der Pflanzen, Beobachtungen von Käfern, Insekten, Schnecken oder Tierspuren und Fühlen der Naturmaterialien. Die Bäume sind die Wände des Kindergartens, es gibt keine unmittelbare räumliche Einengung und die Geräuschkulisse ist gering.
Unterschiedliche Bedürfnisse der Kinder können nebeneinander existieren: Kinder die wild sein und toben, schreien oder rennen wollen, neben Kindern die Orte der Stille suchen und sich ruhig beschäftigen. Die Kinder sind nicht durch vorgegebenes Spielzeug festgelegt und lernen ihre eigenen Ideen zu entwickeln. Ein umgestürzter Baum ist heute ein Wippbaum, morgen eine Pferdekutsche und ein anderes Mal eine Rakete.
Der Wald stellt durch die natürlichen Hindernisse einen hohen Anreiz für Bewegung. Dort kann man laufen, hüpfen, klettern, bauen, matschen, kriechen, hangeln und balancieren. Die Kinder trainieren ihre Muskeln und den Gleichgewichtssinn und erwerben vielfältige motorische Fähigkeiten. Haltungsschäden oder übergewicht wird vorgebeugt. Die Bewegungsvielfalt und der weite natürliche Bewegungsraum fördern zusätzlich einen leichteren Abbau von Aggressionen.
Die Kinder erfahren und erleben sich im Wald als Teil des Ganzen. Sie lernen einen sorgsamen Umgang mit Pflanzen und Tieren und werden sensibilisiert für die wechselseitige Abhängigkeit von Natur, Mensch und Tier. Eine emotionale Beziehung zur Natur wird hergestellt und Wertschätzung und Verantwortung gelernt.
Kinder brauchen Natur
Der Waldkindergarten bietet den Kindern durch den täglichen Aufenthalt im Wald, die Möglichkeit die Natur zu entdecken. Die Natur ist Erlebnisraum und gibt Anregungen für selbst gesteuerte, ganzheitliche Erfahrungs- und Bildungsprozesse. Sie bietet eine unermessliche Vielfalt an Formen, Farben und Lebensweisen. Ob es um die Muster der Blattnerven, ein Nektar saugendes Insekt, eine Baumrinde oder den Gesang eines Vogels geht- Kinder lassen sich gerne in den Bann ziehen. Dabei lernen sie die Unterschiede und Verwandtschaften kennen. Eiche oder Buche? Tanne oder Fichte? Buchfink oder Meise?
Die Natur lehrt hinschauen, hinhören, zuhören!
Die Natur bietet den Kindern einen weitgehenden unbegrenzten Raum, in dem der natürliche Bewegungsdrang der Kinder ungehindert ausgelebt werden kann. Auf der Basis von Geborgenheit und Sicherheit können die Kinder auch die weitere Umgebung entdecken und Abenteuer erleben.
Kinder fragen viel und wollen Antworten. In der Natur werden täglich neue Fragen zu Pflanzen, Tieren und anderen Geschehnissen aufgeworfen. Dabei kommt es in einem Waldkindergarten weniger darauf an, dass die Kinder möglichst viele Namen von Pflanzen und Tieren kennen, sondern dass sie auf die Zusammenhänge in der Natur aufmerksam und neugierig für das weitere Erforschen werden. Kinder erfahren so durch eigenes Erleben und Erforschen, dass wir alle ein Teil der Natur sind und die Natur für unser Leben ein wichtiger und notwendiger Bestandteil ist. Sie erhalten im Wald die Möglichkeit Erfahrungen aus erster Hand zu machen.
Erleben der Jahreszeiten
In einem Waldkindergarten sind die Kinder bei Wind und Wetter draußen in der Natur. Unmittelbar und bewusst erleben sie den Wechsel der Jahreszeiten, lernen den Wald in seiner Vielfalt kennen und schätzen. Im Frühling beobachten sie, dass langsam alles um sie herum erwacht, man hört die ersten Vögel, man sieht das erste zarte Grün an den Büschen und Bäumen und die ersten Tiere krabbeln wieder um sie herum. Die Natur erwacht und es gibt viel zu erfahren und zu beobachten!
Im Sommer findet sich immer eine Stelle im Wald an der es schön kühl ist, da das Grün der Bäume ein Blätterdach über die Kinder gespannt hat. Jetzt sind alle Waldplätze zugewachsen, es gibt tausend Möglichkeiten im Unterholz und Gebüsch zu spielen. Noch mehr Tiere haben ihren Platz gefunden und die Kinder kommen aus dem Erforschen und Entdecken gar nicht mehr heraus.
Im Herbst verändert sich das Grün der Blätter und der Wald sieht plötzlich ganz anders aus. Regen setzt ein und andere Waldplätze werden dann bevorzugt. Dann fallen auch noch die schönen orange und braunen Blätter und ein neues Spiel kann beginnen. In der Natur wird es jetzt langsam leiser.
Im Winter hängen keine Blätter mehr an Büschen und Bäumen, es werden kaum noch Vogelstimmen gehört und die Farben im Wald haben sich ganz schön verändert. Aber auch diese Jahreszeit bietet für die Kinder so allerlei. Unzählige Stöcke und Steine werden jetzt gefunden und genau geschaut, welche Tiere jetzt zu entdecken sind.
Frühling, Sommer, Herbst und Winter sind verbunden mit unterschiedlichen Farben, Gerüchen und Geräuschen und natürlich auch mit unterschiedlichen Temperaturen! Das Erleben der Jahreszeiten und der Umgang mit allem was in der unmittelbaren Natur dazu gehört, sensibilisieren die Kinder für das Werden und Vergehen im Kreislauf der Natur.