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Was brauchen Kinder?

Kinder wollen sich bewegen,
Kindern macht Bewegung Spaß,
weil sie so die Welt erleben,
Menschen, Tiere, Blumen, Gras.

Kinder wollen laufen, springen,
kullern, klettern und sich dreh’n,
wollen tanzen, lärmen, siegen,
mutig mal ganz oben steh’n.

Ihre Körper so entdecken,
wollen tasten, riechen, schmecken
und entdeckend hören,
schauen fühlen.

Sinneserfahrungen

Das natürliche Spielmaterial des Waldes weckt die Phantasie und Kreativität der Kinder. Ein umgestürzter Baum wird im Spiel zu einem Piratenschiff oder einer Fähre nach Korsika. Steine und Zapfen werden zu Schätzen, Gold oder Gemüse. Mit Blättern Blüten und Baumrinde lässt sich wunderbar ein Geburtstagsfest feiern. Alte Spiele und Fertigkeiten werden wiederbelebt.

Tasten und Fühlen: Strukturen fühlen (z.B. Baumrinde, Steine, verschiedene Blätter, Nadeln), Empfinden von heiß/kalt, nass/trocken, weich/hart, glatt/rau, Erfahrungen von unterschiedlichen Materialien (Matsch, Lehm, Holz, Laub, Erde,…).

Riechen: Waldluft (im Sommer, im Winter, nach Regen), Pflanzen und Blüten im Jahreszeitenwechsel, Pilze, feuchtes und trockenes Holz, Schnee, Tiere.

Hören: Hören und Lauschen im gemeinsamen Kreis, Wahrnehmung von Naturgeräuschen (Vogelstimmen, den Wind,…).

Sehen: Wachstum der Pflanzen im Jahreskreislauf, Unterschiede feststellen (Pilzarten, Vögel, Bäume, Sträucher…), Veränderung der Farben erleben, Tiere beobachten.

Der Wald bietet jederzeit und überall reichhaltige Erlebnisse.

Körpergefühl und Motorik

Das Spielen in der Natur fördert nicht nur die Grobmotorik, sondern auch die Feinmotorik. Um einen Stift richtig zu halten, ausmalen zu können oder mit einer Schere einen Stern ausschneiden zu können, einen Schuh selbst zu binden oder einen Hosenknopf zu schließen, benötigt man ein gewisses Maß an Fingerspitzengefühl (Feinmotorik). Gerade die Natur bietet Material, das vorsichtig und geschickt angefasst werden muss, z.B. Kleintiere wie Schnecken und Käfer, Blüten und Rinden.

Bevor sich jedoch die Feinmotorik entfalten und entwickeln kann muss den Kindern der Raum zur Entwicklung der Grobmotorik ermöglicht werden.

Die Natur bietet Bewegungsanlässe, die von den Kindern angenommen werden und die ihr Bewegungskönnen auf die Probe stellen und erweitern.

Balancieren auf Baumstämmen, Klettern, auf Bäume oder über Steine und durch dichtes Geäst, einen Hügel oder steilen Weg erklimmen (wenn man auch noch einen Rucksack auf dem Rücken trägt), überwindung von Hindernissen, Schwingen und hangeln an ästen, weite Waldwege gehen.

Bewegung und Motorik als Voraussetzung kognitiven Lernens! Bewegung macht schlau!

Allgemeines Verhalten, d. h. stabiles soziales und emotionales Verhalten, sowie Lernbereitschaft und Konzentrationsfähigkeit hängen von der gut entwickelten Sensomotorik eines Kindes ab. Sie ist die grundsätzliche Voraussetzung für den Ablauf von Lernprozessen. Der Wald bietet auf natürliche Weise viele verschiedene Bewegungsanreize und trainiert so ständig die Sensomotorik.

Forscher haben herausgefunden, dass Bewegung die Leistung und Lernfähigkeit von Kindern steigert. Je mehr Reize aus dem Bewegungsapparat im Gehirn ankommen, desto besser entwickelt es sich. Körperliche Aktivität hat einen sehr positiven Einfluss auf die Reifung von Gehirn und die optimale Vernetzung der Nervenbahnen. Auch die Basis für eine ausgewogene Rechts-Links-Koordination des Gehirns wird gelegt. Einerseits zeigt sich dies im kreativen und entdeckenden Ausprobieren über alle Sinne (linke Gehirnhälfte), andererseits im Begreifen und Verstehen der gewonnenen Erfahrungen und Zusammenhänge (rechte Gehirnhälfte). Lernen, Behalten und Denken sind nur dann erfolgreich, wenn beide Gehirnhälften optimal zusammenarbeiten. Der Wald, mit seiner natürlichen Reizfülle, ist in der Verknüpfung beider Bereiche (Kreativität und Begreifen) stärkend und fördernd.

Bedeutung des Freispiels (selbst gestaltetes Spiel)

Spiel ist die Arbeit des Kindes!

Kinder brauchen Zeit für sich selbst. Heutzutage sind Kinder immer mehr gewohnt, in ihrem Spiel von Erwachsenen animiert zu werden. Es wird ihnen erschwert „einfach nur zu spielen”, ihrer Lust und Kraft, sowie Phantasie nachzugehen und ihre eigenen Themen zu verarbeiten. Ihre Zeit ist zu oft mit Aktivitäten verplant.

Der Wald an sich, ohne vorgefertigtes Spielzeug, mit spielkompetenten Waldkindern in verschiedenen Altersstufen, bietet ein vielseitiges Angebot an Spiel- und Lernmöglichkeiten und Herausforderungen. Im Freispiel findet Lernen statt, Kinder helfen sich gegenseitig bei Problemlösungen, spinnen Ideen der Anderen weiter und verständigen sich über Rollen und Positionen. Aushandeln und Kompromisse finden entfaltet sich zu einer wichtigen sozialen Fähigkeit im Miteinander. Auch die Umsetzung der eigenen Wünsche und Bedürfnisse wird ständig erprobt und im Gegenzug natürlich das Abgrenzen und Nein sagen dürfen. Der eigen gestaltete Kontakt und die Interaktion mit den Anderen sorgt für die Entwicklung ihrer sozialen und emotionalen Kompetenzen. Einer passiven Konsumhaltung und einer Suchtgefährdung wird entgegengewirkt. Die Kinder erfahren sich im Freispiel als aktiv Handelnde. Sie entdecken, forschen, erfahren Konsequenzen und entwickeln ein Gespür für ihre eigenen Fertigkeiten und Stärken. Es ist ein entdeckendes Lernen!

Besonders für die Großen wird das Freispiel, vor allem das von uns Erwachsenen unbeobachtete Spiel, immer wichtiger. Sie nehmen sich Freiraum, so weit wie möglich von uns und den Jüngeren weg, um selbst bestimmt zu sein. Die Rolle der Erzieher ist es, die individuellen und sozialen Prozesse im Freispielgeschehen zu beobachten, zu reflektieren und daraus pädagogisches Handeln, Themen, Angebote und Projekte abzuleiten. Spielen ist Lernen!

Vorschule beginnt also mit dem ersten Tag im Kindergarten.

Spielzeugfrei: Reiz reduzierte Umgebung

Spielzeugfrei bedeutet auf vorgefertigtes Material und damit auf vorgegebene, meist begrenzte Spielmöglichkeiten zu verzichten.

Unsere Ausnahmen sind folgende Materialien: Werkzeuge in Form von Raspeln, Feilen, Sägen und Schnitzmesser Schaufeln, Eimer und Schubkarren Ball, Seile, alte Kochtöpfe Stifte, Farben und Pinsel, Schere und Kleber Sachbücher, Bilderbücher und Vorlesegeschichten.

Die Natur bietet vielfältiges Spielmaterial an: äste, Steine, Gräser, Blumen, Moos, Tannenzapfen, Bucheckern, Eicheln, Kastanien, Baumrinde, Sand, etc. All diese Dinge regen zum selbständigen Gestalten und Experimentieren an, da sie kein vorgegebenes Erscheinungsbild haben. So weckt das weitgehende Fehlen von fertigem Spielzeug das kreative Potenzial der Kinder und ihre Phantasie. Die Materialien, mit denen Waldkinder spielen, gewinnen ihre Attraktivität erst dadurch, dass sie ihnen eine Bedeutung geben. Durch freies Assoziieren haben sie unbegrenzte Möglichkeiten. Ein Stock wird zur Angel, dann zum Schwert und später zur Dusche, ein Baumstamm zur Ladentheke und eine Wurzel zur Zwergenhöhle.

Waldkinder können es sich bewahren, mit wenigem aus zukommen, die kleinen Dinge in ihrer Umgebung zu schätzen und sie mit eigenen Ideen zu nutzen. Sie entwickeln ein Verständnis, dafür dass es nicht Gegenstände sind, die einen zufrieden stellen, sondern die Entdeckung der eigenen Fähigkeiten, das Handeln und die Begegnung mit anderen.

Wesentlich stärker als im Regelkindergarten fördert der spielzeugfreie Raum die Sprachkompetenzen der Kinder. Es ist notwendig sich im freien Rollenspiel mit nicht vorstrukturiertem Spielmaterial zu verständigen und zu unterhalten, sowie Kompromisse zu finden. Das Streitpotential im Wald ist oft geringer, da es genug Spielmaterial gibt. Die Kinder lernen, sich mit sich selbst und den anderen auseinander zu setzen, Freunde werden oft wichtiger als Spielzeug.

Auch trägt der Wald mit seiner Weite und reichhaltigen Spielnischen zu großer Ausgeglichenheit der Kinder bei. Die Kinder wünschen sich, gelegentlich Spielzeug oder Bücher von zu Hause zeigen zu dürfen. Daraufhin wurden feste Spielzeug- oder Büchertage eingerichtet.

Beziehung zur Umwelt

„Wenn ein Mensch mit der Natur im Einklang ist, verstärken sich seine Gefühle der Harmonie mit anderen Menschen. Wenn wir schweigend die Welt um uns beobachten entdecken wir ein Verbundenheitsgefühl mit allem, was wir sehen; mit Pflanzen, Tieren Steinen, mit der Erde und dem Himmel.”

Joseph Cornell

Wir sehen uns als Gäste im Wald, einen Lebensraum, den es zu schätzen und zu schützen gilt. Kinder üben sich deshalb in respektvollem Umgang mit der Natur, wir sind ihre Vorbilder. Sie dürfen keine Pflanzen herausreißen oder beschädigen, wenn dafür keine Verwendung ist. Tiere werden nur beobachtet und sind kein Spielzeug. Die Kinder sammeln von sich aus Müll aus dem Wald. Diesen nehmen wir mit zum Grundstück und trennen ihn dort nach Restmüll, Papier, Glas und Kompost. Durch den konstanten Aufenthalt der Kinder und ihr Erleben im Wald, sowie unsere Wertevermittlung, werden sie sensibilisiert und es erwächst die notwendige Achtung für die Natur. f. Vorbereitung auf die Schule „Das Kind begleiten, ein glücklicher und selbständiger Mensch zu werden, der seine Individualität und Persönlichkeit entfalten kann.”.

Kinder brauchen einen Ort, an dem sie ihre eigene Identität auf- und ausbauen können. Wir betrachten die gesamte Kindergartenzeit als eine Vorbereitung auf das spätere Leben und die Schule. Im Prinzip der altersgemischten Gruppe lernen die Kinder voneinander und wachsen in verschiedene Entwicklungsabschnitte hinein. Die Vorschulkinder sind die Großen, die Verantwortung übernehmen, die bestimmte Vorrechte haben, mit denen auch Pflichten verbunden sind.

Die Vorbereitung auf die Schule soll nicht durch das ”Trainieren” schulischer Lernstoffe und Lernmethoden im Kindergarten erfolgen, sondern über das Prinzip des sozialen Lernens. Der Grundgedanke ist, dass die Kinder sich im gemeinsamen und pädagogisch angeleiteten Umgang mit typischen altersgemäßen Lebenssituationen die nötigen Fähigkeiten aneignen, um dadurch Selbständigkeit und Selbstvertrauen für die Bewältigung künftiger Lebenssituationen zu erwerben. Der Waldkindergarten bietet günstige Voraussetzungen zum Erwerb von Basiskompetenzen, die Schulfähigkeit und -reife positiv beeinflussen. Um die Großen auf ihre Abnabelung vom Kindergarten und ihren Wechsel in die Schule und ihre neue Rolle als Schulkind vorzubereiten, geben wir ihnen die Möglichkeit in Projekten und Kleingruppen sich mit neuen Situationen auseinander zu setzen und daran zu wachsen.

Projektarbeit

„Das Auge schläft, bis es der Geist mit einer Frage weckt!”

Die Projektarbeit ist ein Teil unserer pädagogischen Arbeit im Waldkindergarten. An einem Projekt können wir mit den Kindern nur einen Tag, aber auch über eine Woche oder mehrere Wochen intensiv arbeiten. Ein Projekt kann nur für eine bestimmte Kleingruppe, für eine bestimmte Altersstufe oder für die gesamte Gruppe angeboten werden. Voraussetzung für ein Projekt ist jedoch immer die Mitbestimmung und Planung der Kinder.

Die pädagogischen Fachkräfte greifen die Themen der Kinder auf, was sie bewegt, was sie interessiert oder was sie momentan brauchen. Sie beobachten die Kinder genau und setzten sich mit ihren Bedürfnissen auseinander.

Die Kinder benennen ihre Themen, wie z.B. eine Zirkusvorstellung zum Sommerfest oder nach dem Besuch des Försters wollen sie noch mehr über bestimmte Tiere im Wald wissen.

Gemeinsam planen wir im Morgenkreis oder in der Kleingruppe, wie das Projekt gestaltet und was es beinhalten soll. Die pädagogischen Fachkräfte begleiten die Kinder und beobachten, dokumentieren und reflektieren. Der Verlauf eines Projektes ist nicht immer vorhersehbar, da es von den Kindern gelenkt wird.

Wichtig ist, dass ein Projekt immer einen Anfang und ein Ende hat.

Rolle der pädagogischen Fachkräfte

Das Kind steht im Zentrum der pädagogischen Arbeit! Je mehr wir Kindern etwas zutrauen, auch schon ganz Kleinen, je selbständiger wir sie sein lassen, je mehr wir Vertrauen in ihre Fähigkeiten haben, desto eher entwickeln die Kinder sich zu eigenständigen Persönlichkeiten mit individuellen Stärken und Schwächen. Jedes Kind bringt Anlagen und charakteristische Verhaltensmuster mit, auf denen es seine ganz eigene Persönlichkeit weiter entfalten kann. Das entdeckende Lernen durch eigene Erfahrungen und Versuch und Irrtum ist von zentraler Bedeutung. Das Kind ist in einem ständigen Lernprozess und soll seinem natürlichen Wissensdrang nachgehen können. Das Kind soll lernen eigenständig zu handeln und wird ermutigt, Entscheidungsprozesse mitzuentwickeln und demokratisch umzusetzen.

Wir sehen das Kind als gleichwertigen Partner, jedoch ist es nicht gleichrangig. Die Erzieher tragen im Wald bei allen Entscheidungen die letzte Verantwortung. Sie geben im Rahmen des pädagogischen Alltags einen festen Rahmen vor, der Schutz, Halt und Orientierung bietet. Der Tagesablauf ist eingebettet in eine klare wiederkehrende Struktur, ein Regelwerk und wetterbedingte Sicherheitsentscheidungen.

Ein freundlicher, wertschätzender Umgang zwischen Erzieher*innen und Kindern, und zwischen Kindern untereinander, wird durch folgende Schwerpunkte und Haltung vermittelt: Vertrauensaufbau durch eine liebevolle, klare und konsequente Haltung Das Kind mit seinen Wünschen, Gefühlen und Ideen ernst nehmen. Dem Kind zuhören und es selbst tun lassen. Transparente und für jeden einsichtige Regeln aufstellen. Wertschätzung und Akzeptanz den anderen gegenüber und ihrem Eigentum. Konsequenzen des eigenen Verhaltens erkennen und tragen. Kinder entscheiden selbst, ob und von wem sie Hilfe möchten.

Wir möchten eine Atmosphäre schaffen, in der sich das Kind geborgen fühlt und sich zu einer „Aktiv-Handelnden” Persönlichkeit mit individuellen Eigenschaften, Charakterstärken und Talenten entfalten kann.

Wir begegnen den Fragen von Kindern mit Offenheit und Neugier und suchen mit ihnen gemeinsam Antworten.

Wir trauen Kindern etwas zu und bestätigen sie darin, Verantwortung für sich selbst und andere zu übernehmen.

Wir ebnen den Boden für den Aufbau verlässlicher Bindungen. Wir greifen Themen der Kinder situationsbedingt auf und regen zu Gespräch und weiteren Aktionen an.

Wir schaffen eine Rede- und Gesprächskultur.

Wir fördern den Umgang zu konstruktiver Konfliktlösung und demokratischer Mitbestimmung.

Wir lassen die Kinder eigene Erfahrungen sammeln.

Wir vermitteln, dass jeder, neben einem selbst bestimmten Leben, die Unterstützung anderer braucht.

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